Thailändisches Wald Dhamma

in der Tradition von Luangphu Mann Bhuridatto

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Was wird wiedergeboren

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Frage

Was wird wiedergeboren? Wenn ich die Aussage von Luangta Maha Bua lese, dann wäre es wohl das citta (wörtl. Herz-Geist), dies käme ja fast dem christlichen Kontext einer den Tod überdauernden Seele gleich. Andere wiederum sagen es wäre rein das kammaphala (Frucht des kamma) was wiedergeboren wird. Wenn es tatsächlich das citta ist, dann wären wohl auch die "Rückbesinnungen" mancher Leute an frühere Leben viel leichter erklärbar, als wenn man dies mit kamma-phala erklären wollte.

Antwort

Than Ajahn Maha Bua bezeichnet das citta als den ewigen Touristen, der von einem Leben ins nächste springt. In diesem Falle ist es das konventionelle citta. Es wäre nicht falsch es als Seele zu bezeichnen und von Seelenwanderung zu sprechen. Aber auf der anderen Seite kann man es auch als kamma bezeichnen, das von einem Leben ins nächste geht. Manchmal beantwortet er auch so die Frage was von einem Leben ins nächste geht. Die Frucht des kamma.

Interessant? Und was ist der Unterschied von kamma und konventionellem citta? Es ist ein und dasselbe. Konventionelles citta ist eine Bezeichnung für das kamma das an dem citta anhaftet, was wir normalerweise als Seele oder Selbst bezeichnen. Kamma haftet aber nicht nur am citta an, in dem moment wo wir widergeboren werden ist kamma auch in den fünf khandhās integriert. Das heisst derjenige, der in diesem Leben avijjā zerstört, zerstört die Anhaftung des kammas an das citta und verhindert somit zukünftige Leben, aber nicht das kamma das die fünf khandas kreiert hat. Das kamma das in den 5 khandhās steckt lässt uns so erscheinen wie wir uns sehen, macht unsere heutige Persönlichkeit aus, aus diesem Grund verliert ein Arahant nicht seine Persönlichkeit, und das kamma das er früher erwirkt hat wird sich noch bis zum Ende seines Lebens auswirken. Nur er erzeugt kein neues kamma mehr, da die Voraussetzung dafür, avijjā, zerstört worden sind.

Das Problem, das du hast, ist dass das eine etwas unpersönliches ist, kamma, und das andere etwas persönliches ist. Aber vergiss nicht die Lehre des Erhabenen Buddha über anatta, das bin ich nicht, das gehört mir nicht, dies ist nicht mein selbst. Solange avijjā regiert ist da eine Illusion, dass es ein selbst gibt, solange wir praktizieren, unterliegen wir dieser Illusion, bis avijjā dann vernichtet worden ist. Aus diesem Grunde benutze ich gerne die Bezeichnung des ewigen Touristen oder der Seele. Das gibt uns eine Verantwortung die Dinge in Ordnung zu bringen. Geht man den anderen Weg und sagt kamma ist etwas unpersönliches, was es ja tatsächlich ist – nichts anderes als das Gesetzt der Schwerkraft – dann gerät man auf Abwege und sagt: ich habe keine Verantwortung dafür und ich muss das nur durchschauen bis ich frei bin.

Und wer bitte schön ist dieses Ich???, dass das sagt und behauptet???

Wenn wir die Praxis mit einer Reise von Stuttgart nach Peking vergleichen, dann muss ich in Stuttgart loslaufen, in Stuttgart ist noch ein Ich, in Wien auch noch, selbst bis wir ganz kurz vor Peking eintreffen ist immer noch Ich da. Selbst wenn wir schon einen Fuss auf der schwelle von Peking haben und der andere steht noch in der Luft existiert das "Ich" noch, erst mit beiden Füssen in Peking ist das Ich mit dem Senken des Fusses ebenso verschwunden. Natürlich wird die Anhaftung an das "Ich", im Laufe unserer Praxis immer schwächer. Und was bitte schön ist das "Ich"?

Es ist nichts anderes als der Glaube, dass wir diese Mixtur aus den 5 khandhās sind. Und nur durch fortwährende und vollständige Untersuchung der 5 khandhās, angefangen mit dem Körper bis hin zu Bewusstsein verlieren wir die Illusion, dass diese 5 Gruppen das "Ich" sind, uns gehören oder unser Selbst sind. Ausserhalb der Gruppen existiert nichts, was wir als Ich bezeichnen können, also reicht die Untersuchung der 5 Gruppen vollkommen aus, um uns von der Illusion zu befreien.

Die vollkommene Untersuchung des Körpers (inklusive körperlicher Gefühle und der 6 körperlichen Sinne), wenn sie abgeschlossen ist, führt uns auf die Stufe des Anāgāmi. Jenseits von Gier und Hass, die dann vernichtet worden sind. Dann erst sehen wir moha, oder Verblendung, der elektrische Mixer, der sañña und saṅkhāra so vollkommen und perfekt vermischt. Haben wir sañña und saṅkhāra vollkommen und vollständig untersucht, dann fällt die Verblendung fort und dann erst sehen wir avijjā, den Meister persönlich. Zu untersuchen, erkennen und verstehen dass dieses avijjā (wörtlich NichtWissen) auch noch vergänglich ist, mit dukkha behaftet ist und als eine Form von Selbst zu sein scheint, vernichtet avijjā und damit erkennen wir, dass alles schon immer unpersönlich war und nur wie im Kino, von einem Lebensfilm zum nächsten, uns mit den Charakteren auf der Leinwand identifiziert haben (geweint, gelacht, geärgert oder gewünscht haben – ganz genauso wie wenn wir uns einen Film ansehen und dabei vergessen dass wir auf dem Stuhl hocken). Oder wie wenn wir ein Computerspiel spielen, dabei vollkommen vergessen, dass da jemand ist der auf dem Stuhl hockt und nicht auf dem Bildschirm existiert.